1. Diamant (S. 33, Abb. 1, 2 und 3)
Der Diamant nimmt unter den Edelsteinen eine ganz überragende Sonderstellung ein. Er ist der einzige, der nur aus einem Grundstoff besteht, er ist am härtesten, und seine starke Lichtbrechung geht über die aller andern edlen Minerale erheblich hinaus; auch von den schärfsten Säuren wird er nicht angegriffen.
Das Element, das der Diamant in kristallisiertem Zustande darstellt, ist der Kohlenstoff, seine Kristallform gehört zum regulären System. Meistens wird er in der Gestalt des Oktaeders gefunden (Abb. 2), die Kristallflächen sind häufig gewölbt und dementsprechend die Kanten gekrümmt, besonders bei den in Südafrika gefundenen Steinen.
Die ausgezeichnete Spaltbarkeit des Diamanten wird zur Ergleichterung des Schleifvorganges ausgenutzt; sie kann bei der Bearbeitung aber auch sehr nachteilig wirken, weil infolge dieser Eigenschaft manchmal unverhofft Spaltrisse entstehen.
Das spezifische Gewicht des Diamanten schwankt je nach seiner Reinheit zwischen 3,50 und 3,57. Seine Härte wird von keinem Naturkörper und von keinem Kunsterzeugnis auch nur annähernd erreicht, er gilt als 10. Gradder Mohsschen Härteskala und ist noch 140 mal härter als Korund (Härte 9); er läßt sich jedoch, wie schon vorhin angedeutet, sehr leicht spalten.
Seine hohe Lichtbrechung bedingt den starken Glanz und das lebhafte Farbenspiel. Im Innern der als Brillanten geschliffenen Diamanten erfolgt eine breite Zerlegung des Lichts in die Regens bogenfarben, wodurch sein wunderbares Feuer hervorgezaubert wird. Eine reine, wasserklare Beschaffenheit ist für den Wert eines Diamanten entscheidend, weil schon eine geringe Trübung das lebhafte, herrliche Farbenspiel sehr beeinträchtigen kann.
Über die Entstehungsart des Diamanten gehen die Meinungen noch auseinander, vorwiegend glaubt man die Bildung auf plutonische Einflüsse zurückführen zu müssen. Die Hauptfundorte befinden sich in Indien, Borneo, Brasilien und Südafrika, neuerdings auch in Australien. Südafrika ist zur Zeit das bedeutendste Ursprungsland für Diamanten. Die diamantenhaltige Erde liegt dort hauptsächlich in tiefreichenden, trichtere artigen Gesteinsdurchbrüchen und wird hier wegen ihrer Färbung „blue ground”, also Blaugrund genannt.
Da der Diamant der härteste bekannte Naturkörper ist, auch kein entsprechend harter Kunststoff zur Verfügung steht, kann er nur mit seinem eigenen Pulver bearbeitet, geschliffen und poliert werden. Der Diamant, im geschliffenen Zustand handelsüblich Brillant genannt, behauptet wohl im allgemeinen die erste Rangstufe unter den Edelsteinen.
Besonders die völlig wasserklaren, als blauweiß bezeichneten Steine werden hoch geschätzt, zumal wenn sie vollkommen rein, fehlerlos und von regelmäßigem Schliff sind. Die meistgefundenen Steine sind aber leicht gelblich, bräunlich oder schwachgrünlich getönt. Selten kommen dagegen Diamanten in rosa, roter, blauer und kräftig grüner Farbe vor.
Diamanten im Rosettenschliff (oben facettiert, unten flach) werden kurzweg Rosen genannt. Der größte Diamant, der je gefunden wurde, hatte das erstaunliehe Gewicht von etwa 3100 Karat. Er stammte aus der News PremiersMine in Transvaal und wurde nach dem Präsidenten der betreffenden Minengesellschaft „Cullinan” genannt. Aus ihm sind 105 einzelne Steine geschliffen worden, von denen die beiden größten ungefähr 530 und 320 Karat wiegen; sie gehören zu den englischen Kronjuwelen.
2 . K o r u n d [Rubin und Saphir] (S. 33, Abb. 7-9, 11-19)
Der Korund besteht aus reiner Tonerde (Aluminiumoxyd), eine Verbindung von Aluminium und Sauerstoff. Die Kristalle bilden sich im hexagonalen System. Gute Formen mit scharfkantigen Flächen trifft man jedoch recht selten, meistens sind die Rohsteine abgerundete Körner und Geschiebe. Spaltbarkeit ist nicht vors handen, das spezifische Gewicht (3,90—4,10) ist recht hoch und wird nur von wenigen Edelsteinen übertroffen.
Die Härte des Korunds steht der des Diamanten am nächsten, er stellt den 9. Grad der Mohsschen Härteskala dar. Die Lichtbrechung ist ziemlich stark und demnach der Glanz sehr lebhaft. Gegen Säuren ist der Korund gleich dem Diamanten außerordentlich widerstandsfähig. Die edlen schönfarbigen Abarten stellen eine ganze Reihe geschätzter Schmucksteine.
Rubin.
Der Rubin, die rote Art des Korunds, gehört mit zu den schönsten Edelsteinen. Die durch geringe Mengen von Chromoxyd verursachte rote Färbung wird in zahlreichen Schatstierungen gefunden, häufig mit einem Stich ins Violette. Die beliebte tiefreinrote Tönung wird Taubenblutfarbe genannt. Der feine Seidenglanz mancher Rubine rührt vom Lichtreflex mikroskopisch zarter Rutileinschlüsse her.
Saphir.
Der Saphir ist Korund in blauer Farbe. Am beliebtesten ist ein lebhaftes, sattes Kornblumenblau. Die Farbenabstufung reicht vom hellsten Lichtblau bis Dunkelschwarzblau. Andersfarbige Korunde werden als Saphire, unter entsprechender Farbenangabe, bezeichnet, z. B. wasserklare als weiße, gelbe als gelbe Saphire. Purpurfarbigen und violetten Korund nennt man Purpursaphir oder Purpurrubin, den gelbrötlichen Padparadscha. Sternsaphir und Sternrubin heißen gewölbt geschliffene Korunde mit einem wogenden sechsstrahligen Lichtschein.
Die verschiedenen Arten des Korunds kommen im Sande der Flüsse und in Geröllablagerungen mit andern Edelsteingeschieben in Ceylon, China, Siam, Brasilien usw. vor. Korunde werden im Brillant* oder Treppenschnitt geschliffen, einige erhalten auch die glatte gewölbte Form (Cabochonschliff) (S. 33, Abb. 8). Große Rubine, etwa über 5 Karat, haben einen bedeutenden Wert, weil größere Steine in guter Farbe sehr selten gefunden werden.
3 . Spinell (S. 33, Abb. 4,5,6 u. 10)
Der für Schmuckzwecke verwendbare edle Spinell besteht aus einer Mischung von Tonerde und Magnesium. Er kristallisiert im regulären System; Spaltbarkeit ist nicht vorhanden. Da die Steine eine gute Politur annehmen, zeigen sie infolge starker Lichtbrechung einen lebhaften Glanz. Das spezifische Gewicht schwankt zwischen 3,50 und 4,10; die Härte ist = 8.
Edle Spinelle werden vorwiegend in roten und seltener in blauen Tönen gefunden, auch grüne und schwarze Spinelle